Gestern, noch in Kühlungsborn.


 Das Boot ist segelklar, die Seekarten liegen vorbereitet auf dem Navigationstisch und im Kartenplotter ist der geplante Törn nach Poel eingegeben. Da waren wir noch nie.

Jetzt muss nur noch der Monteur kommen und uns die "Wunderbatterie" für unser Bugstrahlruder bringen.

warten auf die Wunderbatterie in Kühlungsborn, bis 12:00 Uhr müssen wir hier weg sein.
Am Tag zuvor hatte man uns gesagt, dass man uns das Teil um 10:00 bringen will. Bei Handwerkern heißt das, dass man um 10:00 Uhr beginnt das Auto zu beladen, um anschließend losfahren zu können.

Wieder etwas gelernt, eine echte Bildungsreise, was das Bootshandwerk betrifft.

 Um 10:50 wird die Batterie geliefert,  die 50 Minuten werden als volle Monteurstunde für die Lieferung berechnet, mein Lernprozess hält an.

Die Superbatterie mit Namen OPTIMA habe ich schnell eingebaut und wir können das Bugstrahlruder testen. Wir legen ab, der Motor des Bugstrahlruders dreht kurz ohne Leistung zu zeigen, dann ist wieder Stille , nichts geht mehr. Die schnelle Inspektion ergibt, dass die 400 Amperesicherung schlicht durchgebrannt ist.
ich bin einfach zu dick für diese Arbeiten im Vorschiff

Meine Stimmung ist am Boden, seit über 2 Wochen nur Theater mit dem Ding, ich erkläre meiner RASMA, dass ich einen Händler kenne, der sie mit Kusshand verkaufen würde. In dem Moment war ich auch bereit dazu und habe alternativ über einen Schrebergarten nachgedacht.







Ingrid und ich fahren durch den Bootshafen Kühlungsborn um einen neuen Liegeplatz zu finden, aber es ist alles voll.
Ich bin so sauer, dass ich vorschlage: "wir fahren zurück nach Burgstaaken". Ingrid mag auch nicht mehr und ist einverstanden.
Der Kurs ist schnell abgesteckt, die Segel rollen aus und es geht sanft mit 2-3 Windstärken in Richtung Nord-West. Vorher habe ich unseren Hafenmeister über unsere Rückkehr informiert, damit er möglichst unseren Liegeplatz wieder frei machen kann.

RASMA hat wohl ein schlechtes Gewissen, sie läuft wie verrückt. Mit halben Wind, der sich nach und nach auf 6 Windstärken steigert, macht es unglaublichen Spaß.
Nach und nach reffe ich das Vorsegel, zum Schluss nehmen wir die Genua ganz weg. Wir segeln nur mit Großsegel bis zu 7 Knoten. Die Wellen nimmt unser Boot butterweich und auch HUGO unser Autopilot lenkt präzise unsere RASMA Richtung Fehmarn.
Wir können uns sehr entspannt die Welt um uns herum anschauen. Außer Berufsschifffahrt ist aber wenig los auf dem Wasser, wahrscheinlich ist zu viel Wind für die meisten Bootsbesitzer.
Die 26 Seemeilen (knappe 50km) vergehen wie im Fluge und in der Einfahrt nach Burgstaaken steigert sich der Wind kurzfristig bei Burgtiefe sogar auf fast 8 Windstärken, aber es bereitet uns keine Probleme, da die Wellen in Landabdeckung nur niedrig sind. Das Segel rollt locker ein, unter Motor fahren wir in den Hafen nach Burgstaaken. Ernst, der Hafenmeister hat uns schon per Telefon gesagt, dass unser Platz noch besetzt ist und wir legen RASMA direkt unter den Kran.
Ich trinke ein eiskaltes Köpi und rufe Dirk Hassel, den Bootselektriker, an. Er kann auch direkt kommen und wir besprechen die Lage mit dem Bugstrahlruder.
Ich denke, dass auch er etwas ratlos ist. Gemeinsam gehen wir alle Prüfpunkte durch, er misst überall Volt, Ampere und Ohm. Diagnose: "keine Ahnung, der Motor ist wohl defekt und muss ins Werk." Gemeinsam bauen wir den Motor aus und ich lege das verfluchte Teil in den Kofferraum. Am Montag können wir es in Großenaspe in die Werkstatt bringen (die hat aber 2 Wochen Betriebsferien).

Für die Mühe spendiere ich Dirk Hassel ein Schnitzel im Goldenen Anker.

Meine folgende Nacht war nicht schön, irgendwo muss ein Denkfehler liegen.
Ich grübelte, ich machte Checklisten, ich rechnete. Und letztlich war es genau das, was wir noch nicht gemacht haben: gerechnet.
Wenn der Motor 4,4KW Leistung hat, die abgebende Batterie unter Last nur noch 9 Volt abgeben kann, der Motor aber dreht, das heißt?
4400W/9V= etwa 490A, aber die Sicherung war für 400A ausgelegt, also kein Wunder, dass die den Geist aufgibt. Wenn aber die Spannung der Batterie höher wäre, dann hieße das z.B.
4400W/11,5= etwa 380A. Ergo muß die Batterie mehr Strom liefern, wenn sie das nicht kann, ist sie nicht gut genug geladen. Aber genau dieses hatten wir alle bei dieser neuen Wunderbatterie erwartet.

Der nächste Morgen.

Zugegeben, erst habe ich Brötchen geholt und mit Ingrid gut gefrühstückt. Aber gleich danach um 08:15 habe ich den Motor wieder aus dem Kofferraum geholt, eine neue Sicherung besorgt und den ganzen Kram wieder eingebaut. Sehr sorgfältig, nur keine neuen Fehler, das war mein Gedanke.
Die Superbatterie hatte nun schon 12 Stunden am Ladegerät gehangen und wenn meine Theorie stimmt....
It works!

stilles Glück....

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