Nordwestwind

 1.Mai

Kappeln - Marstal 
30,4 SM

Wetter: überwiegend sonnig, hin und wieder ein paar Wolken

Temperatur: 8 Grad auf dem Wasser und 22 Grad im Hafen in der Sonne

Wind: 1-4 Bf. aus NW


Freitagabend fällt die Entscheidung: wir fahren zum Boot und nicht nach Italien. Der Wettervorhersage für Italien war abschreckend und für unsere Ostsee ließen die Wetterdaten uns wenigstens die Hoffnung auf gute Segelbedingungen.

Gepackt hatten wir schnell und der Zettel für die notwendigen  Einkäufe lag bereits seit einigen Tagen auf dem Schreibtisch. Die Einkäufe waren am Samstagvormittag schnell erledigt und den PKW haben wir auch noch vollgetankt und damit war das Urlaubsbudget gefühlt bereits erschöpft. Wir sind gespannt, wie hoch die Dieselpreise an denn Bootstankstellen sein werden.
Am späten Nachmittag erreichten wir Kappeln und bekamen mit Glück noch einen Parkplatz in unseren kleinen Marina. Sonst sind wir noch nie am Wochenende angereist und entsprechend leer war es hier auch immer.
Es ist schon erstaunlich, aber wir erleben es immer wieder: kaum an Bord setzt die Entspannung ein und der Alltag ist ganz weit weg! Wir räumen nur noch alles ein und genießen den Sonnenuntergang auf der Schlei. Die Bordfahrräder befestige ich an der Reling am Heck.  Morgen segeln wir los.
Ziel: mal sehen wie der Wind weht.

Bereits um kurz nach 9:00 Uhr legen wir ab. Die Brücke öffnet zwar erst um 9:45 Uhr, wir wollen aber vorher noch die notwendigen Manöver fahren um den neuen Autopiloten zu kalibrieren. Letzten Herbst hatte ich mit knapp 2 Tagen Arbeit den alten Autopiloten ausgebaut und einen neuen eingebaut. Das neue Gerät ist wie das neue Multifunktionsdisplay (Kartenplotter) auch von Raymarine und kann entsprechend gut damit vernetzt werden. Stärker als die alte analoge Anlage soll das neue System auch sein. Ich hoffe, dass meine Vorstellungen tatsächlich erfüllt werden. Nach einigen Kreisen auf der Schlei signalisiert die Anzeige, dass alle Funktionen und Daten vorhanden und in Ordnung sind.
Hoffentlich habe ich alles richtig gemacht.
Ich setzte noch schnell die Flagge "N".

Die blau-weiß karierte Flagge signalisiert dem Brückenwärter, dass wir passieren  möchten.
Pünktlich um viertel vor zehn wird die Brücke geöffnet und es geht los für uns in Richtung Schleimünde. Der  Wind kommt schwach mit 1 Bf. aus West.

unter Motor geht es in Richtung Schleimünde

Im Gegensatz vielen anderen Schleiseglern setze ich in dem recht engen Fahrwasser bis Schleimünde so gut wie nie die Segel. Das kurze Stück fahren wir lieber unter Motor, so können wir schneller reagieren und ggf. ausweichen, wenn es zu eng werden sollte. Manche Skipper fahren auch mit gesetztem Großsegel und Motor, den Sinn dieser Kombination habe ich noch nicht erkennen können.
Nach einer knappen Stunde passieren wir die "Giftbude", dem einzigen Restaurant auf der Lotseninsel und kommen auf die Ostsee. Die Segel sind schnell gesetzt und der mittlerweile auf Nordwest gedrehte Wind treibt uns zügig vorwärts. Bei Windstärke 3-4 Bf. setzen wir beide Segel voll und luven an.  RASMA rauscht gleich mit fast 6 Knoten los, das macht uns schon richtig Freude.
Ein Blick auf unseren Kurs zeigt uns auch gleich an, wohin es gehen wird. Wenn wir den Kurs so halten können, werden wir heute im Hafen von Marstal auf Ærø anlegen. Allerdings macht uns der Amwindkurs schnell klar, dass es noch früh im Jahr ist.  Das Thermometer zeigt gerade mal 8 Grad und das bei strahlendem Sonnenschein und der Wind zieht durch alle Fasern. Wir ziehen uns sehr dick an mit Mütze, Schal und Handschuhen! So geht es. Wir kontrollieren noch mal den Stand der Segel, korrigieren etwas die Schoten und segeln konstant mit einer Geschwindigkeit zwischen 5,5 und 6,5 Knoten. Sehr angenehm, das neue Vorsegel und die Verbesserungen am Großsegel machen sich deutlich bemerkbar. Da wir nun wissen, dass es nach Dänemark gehen soll, setze ich auch die dänische Gastlandflage auf der Steuerbordseite des Mastes.
Zufrieden mache ich den neuen Autopiloten klar.
der "bockige" Autopilot

Ich würde es mir gerne unter der Sprayhood im Windschatten bequem machen und RASMA alleine segeln lassen. Leider macht der elektrische Gehilfe nicht was er soll, der Kurs wird einfach nicht gehalten und der eingegebene Wegepunkt zur Ansteuerung von Marstal wird nicht erkannt bzw. völlig ignoriert. Ich muss am heutigen Morgen beim Kalibrieren einen Fehler gemacht haben. In Marstal werde ich es überprüfen, jetzt geht das nicht. Ich setze mich hinters Steuerrad und 
steuere unser Boot bis Marstal ganz normal selbst. Ingrid übernimmt das Ruder ab und zu,  wenn ich mal eine Pause brauche. 
Bereits um ca. 15:30 Uhr erreichen wir die Hafeneinfahrt von Marstal.
Strand von Marstal

Unterwegs haben wir lediglich zwei andere Segler getroffen, dem entsprechend hatten wir in Marstal die freie Liegeplatzwahl. Ingrid sucht sich eine große Box am Ende des Stegs vor dem Sanitärgebäude aus und legt uns sauber an. 
Kein Mensch ist zu sehen oder zu hören. Erst gegen 18:00 Uhr kommt der freundliche Hafenmeister vorbei und begrüßt uns. Wir bezahlen für eine Nacht, ob wir noch weiter hier bleiben, werden wir uns noch überlegen. Vielleicht machen wir mal eine Radtour über die Insel, die Informationsbroschüren des Tourismusbüros sind vielversprechend.
Nach dem verspäteten Mittag- bzw. verfrühten Abendessen kümmern wir uns um den unwilligen Autopiloten. Englische Handbücher zu lesen fällt mir nicht mehr so leicht wie zur Zeit meiner Berufstätigkeit, aber es muss sein. Tatsächlich habe ich einen Fehler gemacht, einfach ausgedrückt habe ich rechts und links verwechselt. Dem Autopiloten muss man "mitteilen" wo für ihn Steuerbord bzw. Backbord ist und das entsprechend einstellen, das habe ich einfach genau falsch herum programmiert. Der nächste Tag auf See wird es dann zeigen, ob das der einzige Fehler war.
Wir schlafen in dieser Nacht fast 9 Stunden, Seeluft macht wohl müde.


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