Kurztrips

In den letzten Jahren, besonders den Jahren vor dem Ruhestand, habe ich vieles in Büchern, Blogs und Zeitschriften gelesen und etliche Seekarten studiert. Gemeinsam  haben wir überlegt, besprochen, diskutiert, welche Ziele steuern wir zukünftig an, wenn wir so unglaublich viel Zeit haben. Eines der Ergebnisse unsere Überlegungen war der Entschluss, dass wir uns auf jeden Fall die Ostsee vornehmen werden.
Weltumseglung, Nordlandreisen nach Island, Atlantiküberquerungen usw. fielen bei uns beiden durch das  Raster. Mittelmeer war auch nach kurzer Überlegung kein Thema, zu heiß und zu teuer!
Deshalb sind wir vor ein paar Jahren vom Ijsselmeer zur Ostsee gewechselt und haben uns gefreut den ersten Schritt gemacht zu haben. Seitdem haben wir, wie der eifrige Blogleser ja inzwischen weiß, nach und nach unseren Radius erweitert.
Aber irgendwie kommen wir mit unserem damaligen Plan nicht weiter. Eigentlich war es ja auch kein konkreter Plan, sondern so etwas wie eine Idee, Vorstellung, Wunsch, Traum oder so ähnlich! Der Ruhestand hat uns nicht wie erwartet die viele Zeit und Freiheit gebracht.
Stattdessen entwickeln sich im Alter neue Arten von Verpflichtungen und Hindernissen, diese stehen den Träumen der Jugend für das Alter entgegen - zumindest erleben wir das aktuell so.
Konsequenz? Wir ändern unser Segelverhalten!
Nicht das Erreichen von entfernten Orten und Häfen steht im Vordergrund und ist Triebfeder, sondern der Genuss am Segeln an sich. Über die Ostseewellen mit bestmöglicher Segelstellung, das Empfinden eines perfekten Segeltags, auch wenn er einfach wieder im Heimathafen endet - das bringt uns tatsächlich Freude und Entspannung. Das ist nicht die theoretische Beschreibung eines möglichen Vorgehens, nein, so machen wir es seit Saisonbeginn.
Deshalb gibt es von uns aktuell nur Beschreibungen von Kurztrips in der Mecklenburger Bucht. Für die Berichte aus der großen weiten Welt muss bei den Anderen gelesen werden.
Glück im Kleinen gefunden, statt dem "Großen Etwas" nachzujammern!

es ist noch sehr kalt
Bis jetzt ist das nicht so übel.
Saisonstart war also in der Bucht von Wismar. Wind 2-4, heiter bis wolkig und noch ziemlich kalt. Alles am Boot wurde ausprobiert und nichts war defekt oder musste nachgebessert werden. RASMA lief traumhaft, und es machte eine große Freude von einem Bug auf den anderen zu wechseln, die Logge auf über 7 Knoten stehen zu sehen, Platz zu haben und das Segeln genießen zu können. Die Manöver konnten wir zum Saisonbeginn prima wieder einüben und abends lagen wir dann wieder im Westhafen, an unserem "Übergangsplatz".
Unser eigentlicher Steg war noch nicht wieder ok. Das kann wohl noch dauern, es wird ein Taucher benötigt, der den Schwimmsteg am Hafengrund befestigen soll.
Das Hafenbecken ist 9 Meter tief und die Sicht ist da unten gleich Null!


Der nächste Tag brachte Wind aus Südwest. Wir liefen bereits um halb neun aus und setzten bereits in der Hafenausfahrt die Segel. Wohin, mal sehen! RASMA darf erstmal laufen und wir besprechen bei einer Tasse heissen Kaffee die möglichen Tagesziele. Mit dem Wind aus dieser Richtung geht eigentlich alles. Die Liste ist lang: Kirchdorf/Poel, Timmendorf, Boltenhagen, Fehmarn, Großenbrode, Grömitz, Neustadt, Kühlungsborn, Warnemünde. Nur Travemünde wäre zumindest unbequem und der Kurs sehr hoch am Wind. Als wir etwa die Höhe Timmendorf/Poel erreichten, entschied sich unser Boot für Kühlungsborn. Das Wetter war kühl und sonnig, die Sicht großartig und RASMA lief einfach nur gut und angenehm durch die nur knapp meterhohen Wellen.
In Kühlungsborn war der Hafen fast leer. Wir konnten uns den Platz frei aussuchen. So haben wir das hier noch nie erlebt, Vorsaison halt. Viele Boote standen nach dem langen Winter noch an Land, das macht sich doch bemerkbar.
Das Restaurant "Vielmeer" bot uns uns noch einen freien Tisch mit Aussicht, und wir konnten es ruhig angehen lassen. Der Abend klingt an Bord mit einem Glas Wein aus.
Apropos Wein, ich hatte mir von Jacques Weindepot die 5 Liter Box "Plaimont Gascogne" geholt. Die Box passt bequem in unseren Kühlschrank und der Wein ist nach Öffnung noch ca. 6 Wochen haltbar. Feine Sache, denn die klappernden Flaschen in der Bilge haben mir nie so recht behagt.
Strandspaziergang in Kühlungsborn.
Der nächste Tag begann trübe und mit nur wenig Wind. Wir setzen trotzdem die Segel und fahren am Strand entlang in Richtung Westen. Ein Ziel haben wir noch nicht. Wir sind so nah am Strand, dass wir das Treiben dort gut beobachten konten. Es gehen doch tatsächlich schon ganz Mutige ins Wasser - 14 Grad!
Weil wir so dicht unter Land sind, haben wir tatsächlich noch Handyempfang. Uns erreicht eine Whatsapp-Nachricht, dass Freunde von uns, Helga und Jochen,  heute in Gömitz ankommen werden. Wir verabreden uns erfreut für 16:00 Uhr. Somit haben wir auch ein Tagesziel. Zum Glück frischt der Wind auf, bläst die Wolken weg und wir können die knapp 30 Seemeilen flott zurücklegen. Auch in Grömitz finden wir sofort einen Platz in der großen Marina. Jochen hilft uns zum Glück beim Festmachen, der Seitenwind drückt mit mittlerweile 6 Windstärken. Ingrid hat beim "Einparken" in die enge Box eine Menge Arbeit.
Es wird ein netter Abend, der mit einem Sundowner auf der Dachterrasse ausklingt.
Blick auf den Strand von der der Dachterrasse.
Der Wind bleibt kräftig und bläst aus Nord-West, mit einem Reff geht es am nächsten Tag sehr rasant zurück nach Wismar.
Schön wars, so darf es die ganze Saison sein!.

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