Heiss in Orth

Mit etwas Glück werden wir 2 Wochen Segeln vor uns haben. Törnpläne haben wir diesmal wieder nicht gemacht. Wenn der Wind und das Wetter mitspielt, kommen wir vielleicht bis zur Flensburger Förde und auf dem Rückweg nach Kühlungsborn. Dort könnten wir uns ggf. mit Bekannten treffen, die dort zur Zeit Urlaub machen.
Letztlich ist es aber egal, Hauptsache wieder segeln. 

Die Fahrt nach Wismar war diesmal problemlos. Wir brauchen nur 3,5 Stunden.
RASMA liegt aufgeheizt an seinem Platz, unter Deck steht die Hitze der vergangenen Wochen. Das gestrige Gewitter hat auch in Wismar keine niedrigeren Temperaturen gebracht. Wir öffnen alle Luken, lassen Luft hinein und schalten den Ventilator auf die höchste Stufe um etwas Abkühlung ins Schiff zu bekommen. Wir gehen solange in die Stadt und in ein Restaurant am Hafen. Bei Gottfried´s gibt es ein überraschend gutes Essen. Wir sind heute zum ersten Mal hier, bestimmt nicht das letzte Mal. Vorher haben wir versucht im Fischrestaurant "Oberdeck" zu essen, allerdings waren dort alle Gerichte, die wir uns wünschten, ausverkauft.
der neue Block für die Großschot
Der nächste Morgen beginnt nach dem Frühstück mit einem kurzen Check des Motors, ich ersetze noch den defekten Block der Großschot, und wir legen kurz nach 08:00 Uhr ab. Dem Hafenmeister gab ich vorher noch den Autoschlüssel, für den Fall, dass umgeparkt werden muss, und teilte ihm unsere voraussichtliche Abwesenheitszeit mit.


Der leichte Wind kommt noch aus Süd und so können wir bereits in der Hafenausfahrt die Segel setzen und gemütlich lossegeln. Die Temperatur an Deck ist bereits jetzt über 25 Grad und ich schütze mich zur Abwechslung mal mit Hut.
Innerhalb einer Stunde steigen die Temperaturen auf über 30 Grad in der Sonne. Schatten haben wir an Deck bei diesem Kurs leider nicht ,und am liebsten hätte ich den Sonnenschirm aufgestellt -geht allerdings beim Segeln nicht. Als wir Timmendorf/Poel erreichen, müssen wir uns entscheiden, in welche Richtung es weiter gehen soll. Die Entscheidung trifft der Wind, der Wind dreht nämlich inzwischen von Süd auf Ost. Mit halben Wind geht es also weiter in Richtung Norden.
Aussenreede
korrekt mit Kegel
Vorbei an der Aussenreede, wo einige große Schiffe vor Anker liegen, segeln wir immer langsamer  werdend weiter. Der Wind macht schlapp. Ich setze den Kegel zur Kennzeichnung, dass wir den Motor zur Unterstützung  mitlaufen lassen.  Andere Schiffe, die wir damit beeindrucken können, sind allerdings weit und breit nicht zu sehen. Die Hitze und der schwache Wind lässt offensichtlich viele im Hafen bleiben.
Die Fehmarnsundbrücke ist bereits in Sicht, als wir endlich nur wenige Meter entfernt einen der kleinen Wale beobachten können. Langsam und ungestört passiert er unser Boot an Steuerbord. Leider konnte ich davon kein Foto machen, allerdings habe ich sofort die Position vom Navigationsgerät abgelesen und notiert.Das Wasser ist glatt, fast keine Wellen. Beste Chancen auf die Sichtung von Schweinswalen. Natürlich halte ich Ausschau.Jede Meldung wird auf einer Karte eingetragen und ist im Internet anzusehen.Alle Sichtungen werden nach Möglichkeit gemeldet, dafür gibt es natürlich eine App. Die App haben wir und die Meldung mache ich natürlich!
https://www.deutsches-meeresmuseum.de/wissenschaft/infothek/sichtungskarte/



Hafen Orth. lang und schmal , mit Platz für über 150 Boote

Ingrid reicht mir die Seekarte und wir besprechen den weiteren Kurs. Großenbrode, Burgstaaken, Heiligenhafen, oder wohin wollen wir? Die Entscheidung fällt auf den kleinen Ort Orth auf Fehmarn. Hier waren wir noch nie, und die Beschreibung im Hafenhandbuch klingt recht vielversprechend. Die Anfahrt ist etwas schwierig, da es hier doch viele Flachwasserstellen gibt. Die Hafeneinfahrt ist auf den letzten paar hundert Metern zum Glück ausreichend betonnt.
Der Hafen selbst ist sehr lang und recht schmal. Die Gastliegeplätze befinden sich fast vollständig auf der Westseite des Kanals. Auch wir finden dort eine schöne Box mit Strom und Wasseranschluss. Ich nutze die Gelegenheit und spritze das Deck von RASMA ab, fülle den Wassertank und kühle mich ab. Herrlich! Danach ein kaltes Bier und gepflegtes "Nixtun". Der Hafenmeister ist freundlich, und die Gebühren sind niedrig, Internet gibt es nur theoretisch, manchmal geht es und manchmal nicht.
Es ist später Nachmittag und es wird ruhig hier. Die Schwalben benutzen unser Boot als Start- und Landeplatz für die Flugübungen ihres Nachwuchses`.
Das Abendessen findet beim örtlichen und gut besuchten Griechen statt. Direkt am Hafen haben sich einige Cafes, Restaurants und Surfläden niedergelassen, ansonsten gibt es hier in Orth nur noch eine Surfschule, einen kleinen, aber gut besuchten Strand und Ferienwohnungen. Für einen Badeurlaub mit Kindern sowie für Kiter und Surfer reicht es allemal. Den Strand und die Badegelegenheit nutze ich natürlich aus, nur das Schwimmen ist schwierig in dem flachen Wasser, aber eine Erfrischung ist es auf jeden Fall. Sogar eine Süsswasserdusche ist vorhanden - eiskalt!

Das kulturelle Highlight jedoch ist das Denkmal für Kaiser Wilhelm und seine ruhmreiche Regierung, was direkt am Ostseestrand steht. Der Hafen Orth wurde in den Jahren 1880 bis 1884 errichtet und zur Erinnerung steht nun seit 1890 dieses Denkmal an der Westseite des kleinen Hafens. 
Der Kaiser schaut allerdings nicht auf die weite Ostsee seines Reichs, sondern auf den Hafen, da wird wohl jemand sich etwas dabei gedacht haben.

Hätte er in die andere Richtung geschaut, wäre sein Blick auf den Leuchtturm gefallen. Von unserem Liegeplatz aus können wir auf der Südwestspitze von Fehmarn gut den Leuchtturm Flügge erkennen. Türme sind für mich magische Anziehungspunkte, hinaufsteigen und runtergucken finde ich immer toll.
Es sieht auch nicht so weit weg aus, und deshalb entschließe ich mich am nächsten Tag dorthin zu gehen. Ingrid hält mich für verrückt, denn schließlich haben wir den "heißesten Tag des Jahres"


...und dahinten ist die Fehmarnsundbrücke zu erkennen
Der Weg zum Leuchtturm Flügge führt fast immer am Wasser entlang, und der leichte Seewind macht die Hitze für mich erträglich. Als ich jedoch durch eine windgeschützte Senke gehen muss, trifft mich die Sommerhitze voll. Ich fühle mich etwas platt. Es ist gut, dass ich nach knapp 50 Minuten den Turm erreiche, und nachdem ich 3 Euro für den Eintritt bezahlt habe, im Inneren Schatten und Kühle finde.
Die etwa 170 Stufen schaffe ich altersgemäß recht ordentlich und kann von oben den weiten Blick genießen.
Bevor ich mich auf den Rückweg mache, genehmige ich mir am Kiosk noch eine Flasche eiskaltes Flens. Es geht mir dabei primär um den Ersatz von Mineralien und Flüssigkeit, lecker!
Der Rückweg fällt mir nach dem Bier erstaunlicherweise leichter als der Hinweg, und um 13:00 Uhr bin ich wieder zurück in Orth.
Von der Ostseite des Hafens mache ich noch ein Bild von RASMA an ihrem Liegeplatz. Der Seitenwind drückt unser Boot etwas zur Seite und bringt frische Luft, der Sonnenschirm ist aufgespannt und gibt Schatten.




Um 15:00 Uhr klingelt das Handy. Der Arzt von Ingrids Mutter informiert uns, dass sie sobald als möglich in die Klinik soll.
Wir müssen zurück.
Am nächsten Morgen verlassen wir bei Sonnenaufgang den netten Ort Orth und segeln in "Rekordzeit" mit Wind aus NW zurück nach Wismar.

38,5 Seemeilen in knapp 6 Stunden, RASMA kann doch schnell sein, wenn sie muss! Nachmittags sind wir wieder daheim in Hasbergen.
Das war zwar kurz, aber sehr schön.




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