Abhängig vom Wetter

Ein Kolumnist eines Segelmagazins beginnt immer seine Texte mit den Worten "Segler an sich". Ich glaube, damit bin ausschließlich ich gemeint. Ich bin der Segler an sich. Warum? Weil ich alles durchlebe, was einem Segler so passieren kann,  bzw. zu erleben ist. Das Wetter zum Beispiel! Wie viele Wetterarten erlebt so ein Segler?
Ne Menge! Im letzten Post lagen wir noch in Kühlungsborn, nett - aber eigentlich sollte es weitergehen. Der Wetterbericht erzählt uns jeden Tag aufs Neue von einem Hoch mit Winden aus Ost.
Ost, da wollen wir eigentlich hin. Kühlungsborn ist sicherlich ein schöner Urlaubsort, aber nach 2,3 Tagen wird dem "Segler an sich" langweilig. An Bord werden lang fällige Kleinarbeiten vorgenommen. Auch schön! Das Boot ist geputzt und zu häufiges Polieren der Oberfläche soll nicht gut sein.
Am Abend werden jeweils die verfügbaren Wind/Wetterberichte im TV und per Internet wie ein Orakel befragt. Siehe da, am nächsten Tag soll es anders werden! Zwar sind die Prognosen widersprüchlich, ich neige aber in diesem Fall der Vorhersage zu glauben, die mir passt.
Morgen geht es weiter in Richtung Osten, mindestens bis Warnemünde!

Wir brechen recht früh auf, es ist diesig und feucht. Wind kommt leicht aus allen Richtungen. Wir haben die Marina Kühlungsborn etwa 20 Minuten verlassen,da verschlechtert sich die Sicht.
die Sicht wird schlechter
Es wird nebelig, sehr nebelig. Der Wind ist ganz weg. Unter Maschine tasten wir uns weiter - U96 auf Schleichfahrt. Zum Glück haben wir den Kartenplotter und AIS. Radar ist zwar auch an Bord, funktioniert auch, aber ich verstehe nichts davon und kann die Signale nur rudimentär deuten. Ab und an hören wir die Besatzungen von anderen Booten, manchmal passieren uns die Boote sehr nahe, und wir können die Boote zum Teil erkennen. Es ist unangenehm und die Feuchtigkeit zieht so langsam auch durch die Kleidung. Die ein oder andere Schrecksekunde erleben wir durch die vielen Fischernetze. Diese Dinger sieht man schon bei guter Sicht schlecht, aber heute im Nebel?! Zum Glück passiert nichts, so ein Netz in der Schraube möchte ich nicht erleben. Zum Glück ist es bis Warnemünde nicht so weit, und alle Berufsschiffe sind auf dem AIS auch gut zu erkennen. Das ist im Hinblick auf die Einfahrt in die Warnow nicht unwichtig. Hier trifft sich alles, vom Frachter über die großen Fähren bis hin zum Kreuzfahrtschiff und natürlich solche wie unsere RASMA.
Es klart langsam wieder auf und etwas Wind kommt auf. Wir erreichen den Segelclub am alten Strom und finden auch einen Platz.
wir liegen hier eigentlich prima, mitten im Ort
Erstaunlich!
Der Hafenmeister ist nicht in seinem Büro und so entschließen wir uns erst die Duschen zu nutzen und uns frisch zu machen. Im kleinen Vereinshafen sehen wir viele junge Leute aus allen möglichen Ländern mit ihren Sportbooten wie z.B. Laser. So langsam kommt mir ein Verdacht, und ich frage einen jungen Mann nach dem Grund für die vielen Boote. Warnemünder Woche, ab morgen! Ein Anruf beim Hafenmeister gibt uns Klarheit, wir dürfen hier im Hafen bleiben, aber nur bis zum nächsten Morgen 09:00 Uhr. Danach muss der komplette Hafen frei für die Sportler aus aller Welt sein.
hier ist für uns kein Platz mehr.
Inzwischen hat sich das Wetter wieder stark verändert, der Himmel ist schwarz im Westen und es ist absehbar, dass da nichts Gutes kommt. Schnell lösen wir die Leinen und verholen RASMA auf die andere Seite von Warnemünde in die Marina Hohe Düne. Wir schaffen es gerade noch trocken festzumachen und unser Boot aufzuklaren. Danach öffnet sich der Himmel und der Sturm beginnt. Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wußten, das wird das Wetter der nächsten 3 Tage!

Keine Kommentare: